METROPOLIS

SA 18.09.

14:00 Uhr

GAST: ZACHARIAS ZITOUNI

Q&A: DEUTSCH

first in first out 

Zacharias Zitouni, D 2019, 26 min, OmeU

Ein Mann arbeitet in einer Großküche eines Flughafens. Auf einem dort ausgehängten Schreiben steht: „Dear colleagues, I kindly ask you to cater the following deportation flight …“ Der Mann legt vorschriftsgemäß nur Plastikbesteck bei. Er betont, glücklich zu sein. Der Sohn des Mannes stößt sich an dieser Normalität und involviert die Mutter, die aus dem Off berichtet: Wie der Mann und Vater 25 Jahre zuvor überraschend beim Lebensmitteleinkauf verhaftet wurde. Wie er einst selbst, nach monatelangem Hin und Her zwischen Untersuchungs-, Einzel- und Abschiebehaft, schließlich vom selben Flughafen aus nach Algerien ausgeflogen worden war. Gut 15 Jahre alte Familienurlaubsbilder, mit einem Camcorder aufgezeichnet, wechseln sich ab mit aktuellen Aufnahmen vom arbeitenden Vater. Und auch wenn die eingesetzte Kamera dieselbe geblieben ist, produziert sie doch heute nur noch lückenhafte, wie angegriffen wirkende Bilder. „Willst du noch was erzählen?“ fragt der Sohn. Darauf der Vater: „Dass ich dich lieb habe? Ja! Mehr nicht.“ (vk)

 

METROPOLIS

SA 18.09.

14:00 Uhr

GÄSTE: STEFAN RIPPLINGER, BRUNO SIEGRIST (PROTAGONISTEN)

Q&A: DEUTSCH

PAIN, VENGEANCE? 

Stefan Hayn, D 2019, 76 min, OmdU

Robert Antelme, französischer Schriftsteller und Kommunist, gerät im Juni 1944 in die Fänge der Gestapo. Es folgen Monate der Ausbeutung, Erniedrigung und gezielten Entmenschlichung: Zunächst im KZ Buchenwald, später in der Außenstelle Gandersheim und schließlich als Überlebender eines wochenlangen Todesmarsches zum KZ Dachau, wo er befreit werden kann. Bereits 1947 verfasst er dazu das Buch »L’espèce humaine«, darin enthalten eine Passage zu den tödlichen Auswirkungen eines unter Inhaftierten geahndeten Brotdiebstahls. Außerdem unter dem Titel »Vengeance« ein Appell an seine Landsleute, sich der naheliegenden Rache an den deutschen Aggressoren nicht hinzugeben. Als »lecture filmée« bezeichnet nun der Film das von ihm gewählte Setting des wortgetreuen Vortrags der französischen Originaltexte. Und so wird die Passage zum Brotraub deutlich hörbar von Deutsch-Muttersprachlern gesprochen. Sie stehen in einem großen, verstörenden Raum: einst Klosterkirche, später Sammelunterkunft der französischen Inhaftierten im KZ Bad Gandersheim, heute das Museum »Klosterkirche Brunshausen«. Ausgestattet mit Antelmes Überlegungen, mag man sich nicht ausmalen, was dieser Raum binnen kürzester Zeit zukünftig sein könnte.