Nemesis

Thomas Imbach, CH 2020, 132 min, OmeU 

Ein riesiger historischer Güterbahnhof inmitten der Stadt Zürich soll weichen und ein neues, hochmodernes Gefängnis- und Polizeizentrum entstehen. Über sieben Jahre hinweg dokumentiert der Filmemacher von seinem Fenster aus die drastischen Veränderungen in irritierend betörenden 35mm-Filmaufnahmen: Abriss, Zwischennutzungen, Gründungsfeierlichkeiten, offizielle sowie klandestine Nutzungen und schließlich die Fertigstellung bis zum Rohbau. Der Bildfluss wird mal entschleunigt, mal gerafft, die Töne dazu überspitzt rekonstruiert. Nach und nach löst sich die Perspektive des Voiceovers von der direkten des Filmemachers, und weitere Personen kommen hinzu. Sie heißen Mourad, Abdoul, Aron, Saleh, Ibrahim, Benji, Abed, Hamza oder Bibasta und berichten von Folter und Haft in ihren Heimatländern. Von Ausbeutung und Gewalt auf der Flucht. Und von Gefängniserfahrungen als „Ausschaffungshäftling“ in der Schweiz. „Lieber will ich in der Hölle leben als in diesem verkorksten Land“, sagt Saleh. Dazu zu sehen sind trendy Menschen, ausgelassen Badminton spielend im Sand der Baustellenbrache. Wer jemals in der Schweiz plötzliche Bauchschmerzen bekam und nicht verstand warum, wird Antworten finden in diesem Film. (vk)

https://www.nemesis-film.ch/ 

Abschlussfilm